Dr.KIANA SHAHRYARI

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Pseudodemenz – wenn Depressionen vergesslich machen

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Als Pseudodemenz bezeichnet man ein Krankheitsbild, bei dem Betroffene an einem Verlust der kognitiven Fähigkeiten leiden, ohne dass eine degenerative Demenz vorliegt. 

Eine häufige Ursache der Pseudodemenz sind Depressionen: Aufgrund einer zugrundeliegenden Depression können mnestische (das Gedächtnis betreffende) Störungen auftreten:

Im Rahmen einer Depression kann (neben den typischen Leitsymptomen: depressive (gedrückte) Stimmung, Interessensverlust/Freudlosigkeit, Antriebsmangel) auch eine Denkhemmung auftreten. Hierbei handelt es sich um eine von den betroffenen Patienten subjektiv wahrgenommene Verlangsamung und Einschränkung des Denkablaufes. Folge ist eine Störung der Konzentration und Merkfähigkeit wie sie bei einer Demenz vorzufinden ist.

Eine Pseudodemenz ist nicht immer einfach zu diagnostizieren: So kann es sein, dass neben einer Depression gleichzeitig auch eine Demenz vorliegt oder aber, dass die Demenz sich noch in einem Frühstadium befindet. In beiden Fällen reagieren Patienten oftmals mit sozialem Rückzug und Abnahme des Antriebes, sodass „nur“ eine Depression angenommen werden könnte, obgleich (auch) eine Demenz vorliegt. 

Um eine Pseudodemenz von einer Demenz (insb. vom Alzheimer-Typ) abzugrenzen, können folgende Hinweise herangezogen werden:

Bei der Pseudodemenz zeigt sich – in Bezug auf die kognitiven Defizite – eine große Diskrepanz zwischen den Testleistungen und den Alltagskompetenzen: Die Testleistungen sind schlecht, die Alltagskompetenzen gut. Auch die Orientierungs- und Wortfindungsstörungen sind bei der Pseudodemenz weniger stark ausgeprägt als bei einer Demenz.

Bei einer Pseudodemenz zeigen Betroffene oft – in Abgrenzung zur Demenz – ein selbstanklagendes Verhalten und Schuldgefühle. Ein überzogenes Beklagen der eigene Defizite ist typisch für Patienten mit Pseudodemenz. Sie zeigen sich im Vergleich zu Patienten mit Demenz auch weniger kooperativ und öfters teilnahmslos.

Patienten mit Pseudodemenz leiden (wie typisch bei Patienten mit Depressionen) an Schlafstörungen mit frühem Erwachen und zeigen abends oftmals eine Besserung der Stimmung.

Auch in Bezug auf den Therapieeffekt zeigen sich Unterschiede: So zeigen die Therapien einer Depression (psychotherapeutische Behandlungen, Antidepressiva) bei Pseudodemenz eine wesentliche Besserung der Beschwerden – bei Vorliegen einer Demenz jedoch nicht.

Die Risikofaktoren für das Auftreten einer Pseudodemenz sind die gleichen wie bei einer Depression. Hierzu gehören: depressive Episoden in der Vorgeschichte, eine familiäre Häufung von Depressionen, aktuell belastende/ traumatische Lebensereignisse, ein fehlendes soziales Netzwerk, eigene lerntheoretische Erklärungen (z.B. die erlernte Hilflosigkeit), Medikamenten-, Drogen- und Alkoholmissbrauch oder somatische Erkrankungen. 

Quellen:

Herold Innere Medizin, 2020. Depression

Berger: Psychische Erkrankungen. Urban & Fischer 2014