Hypothyreose-bedingten Haarausfall stoppen

 
Photo by Linh Ha on Unsplash

Was ist eine Hypothyreose und wie entsteht sie?

Der Begriff “Hypothyreose” bezeichnet die Unterfunktion der Schilddrüse. Hierbei besteht eine Unterversorgung des Körpers mit den Schilddrüsenhormonen T3 (Trijodthyronin, aktive Form) und T4 (Thyroxin). Ein Mangel dieser Schilddrüsenhormone ist im Erwachsenenalter fast immer erworben: Die häufigste Ursache ist eine autoimmune Genese – in der Regel Hashimoto Thyreoditis, bei der es sich um eine autoimmunologisch vermittelte chronische Entzündung des Schilddrüsengewebes handelt. Aber auch ein extremer Iod- oder Selenmangel oder iatrogene (durch den “Arzt” verursachte) Faktoren wie Zustände nach Operationen bzw. Radioiodtherapien oder bestimmte Medikamente wie Thyreostatika oder Amiodaron können eine Hypothyreose bedingen.

Wozu benötigt unser Körper Schilddrüsenhormone?

Unser Körper benötigt die Schilddrüsenhormone für viele verschiedene Vorgänge im Körper - insbesondere für die Regulation des Körperwachstums und Stoffwechselprozessen des Körpers: Die Schilddrüsenhormone wirken sich stoffwechselsteigernd aus und steigern unter anderem das Skelett- und Körperwachstum.

Hypothyreose-bedingter Haarausfall

Auch unser Haarwachstum wird durch die Schilddrüsenhormone reguliert. Das Haarwachstum wird in den Haarfollikeln gesteuert (jenen Strukturen, die die Haarwurzeln umgeben) und durchläuft verschiedene Phasen des Wachstumszykluses (Wachstumsphase/Anagenphase, Übergangsphase/Katagenphase, Ruhephase/Telogenphase). Wird der Zyklus nun durch eine Dysfunktion der Schilddrüsenfunktion und damit einem Mangel/Überhang an Schilddrüsenhormonen fehlgesteuert, dann erreichen die Haare nicht die notwendige Stabilität, die sie im Rahmen ihres natürlichen Wachstumszyklus hätten erlangen können und werden brüchig, dünn oder fallen aus.

Der Ausfall von Augenbrauen- und Wimpernhaaren kann eines der ersten Symptome einer Hypothyreose sein, insbesondere deshalb, weil der Körper die Schilddrüsenhormone im Rahmen einer Hypothyreose eher für lebenswichtige Organe bereithält, statt für unser Haarwachstum.

Die typische Lokalisation für einen Hypothyreose-bedingten Augenbrauenausfall ist das außenseitige Augenbrauendrittel bzw. der Augenbrauenschwanz. Ein diffuser Augenbrauenausfall wird eher anderweitige Ursachen haben.

Was können wir gegen Hypothyreose-bedingten Haarausfall tun?

  1. Bestimmung der Schilddrüsenparameter (TSH; fT3, fT4) & ggf. Einleitung einer Substitutionstherapie

    Besteht der Verdacht auf einen Hypothyreose-bedingten Haarausfall sollten als Erstes die Schilddrüsenparameter beim Arzt des Vertrauens (bspw. Hausarzt, Endokrinologen) bestimmt werden, um gegebenenfalls eine entsprechende Schilddrüsenmedikation (L-Thyroxin-Medikation) einzuleiten. Hier sollte zwischen einer latenten und manifesten Hypothyreose unterschieden werden:

    Bei einer latenten Hypothyreose ist das TSH in der Labordiagnostik erhöht, das fT3 und fT4 jedoch normwertig. Die manifeste Hypothyreose ist hingegen gekennzeichnet durch ein erhöhtes TSH mit erniedrigtem fT4 und erniedrigten/normwertigen fT3. Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine Hypothyreose mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.

    Bei einer latenten Hypothyreose wird die Indikation für die Einleitung einer L-Thyroxin-Substitution bei einem TSH > 10 und Patienten < 70 Jahren gestellt. Bei Patienten > 70 Jahren wird die Indikation nur bei ausgeprägter Klinik und erhöhtem vaskulären Risiko gestellt. Bei einem TSH-Wert von <10 kann die Indikation zur Medikationseinleitung bei Vorliegen eines Kinderwunsches, Schwangerschaft und TPO (Thyreoperoxidase)-Antikörper-Nachweis gestellt werden.

    Bei einer manifesten Hypothyreose wiederum besteht die Indikation zur dauerhaften L-Thyroxin-Substitution unter regelmäßigen Laborkontrollen.

    Sollte trotz L-Thyroxin-Substitution weiterhin ein Haarausfall bestehen, so ist die Dosis der Medikation mit dem behandelnden Arzt zu evaluieren, denn: bei einem Hypothyreose-bedingtem Haarausfall ist die Konzentration der Schilddrüsenhormone, die die Haarfollikel steuern, entscheidend. Somit kann es sein, dass trotz Substitution die entsprechendende Schilddrüsenhormon-Konzentration im Körper nicht erreicht ist und damit weiterhin Haarausfall besteht.

  2. Einnahme von Supplements zur Förderung des Haarwachstums und Stimulierung der Schilddrüsenhormon-Produktion

    Eine weitere Möglichkeit gegen den Hypothyreose-bedingten Haarausfall vorzugehen besteht darin (begleitend zur Substitutionstherapie mit Levothyroxin) Supplements zur Förderung des Haarwachstums einzunehmen.

    Die Einnahme von Vitamin H bzw. Biotin beispielsweise fördert die Haarwurzel-Neubildung. Zudem wird Biotin benötigt um Kreatin, einen wichtigen Baustein unserer Haare, zu bilden.

    Eisen wird für das Haarwachstum benötigt, da es Sauerstoff in den roten Blutkörperchen bindet und für alle Zellen des Körpers, einschließlich der sich teilenden Matrixzellen des Haars, zur Verfügung stellt. Ein wichtiger Marker für den Eisenstatus ist die Ferritin-Konzentration in unserem Körper. Ferritin ist ein Proteinkomplex, der als Speicher für Eisen dient. Die Ferritinkonzentration kann erniedrigt sein, obwohl der Eisenspiegel sich (noch) normwertig darstellt. Ferritin-Konzentrationen von mind. 30ng/ml sind nötig, um ein adäquates Haarwachstum zu gewährleisten.

    Das Spurenelement Zink wird für eine gesunde Kopfhaut und, damit verbunden, gesunden Haarfollikeln benötigt. Zudem findet mithilfe von Zink die Konversion des Schilddrüsenhormons T4 in die aktive Form T3 statt. Umgekehrt werden für die Zinkabsorption Schilddrüsenhormone benötigt.

    Ein Mineralstoff, welches die Schilddrüsenhormon-Produktion ebenfalls stimuliert ist Selen. Selen ist bei der Konversion von T4 zur aktiven Schilddrüsenhormon-Form T3 sowie damit indirekt am Haarwachstum beteiligt. Auch Vitamin D nimmt indirekten Weg Einfluss auf einen Hypothyreose-bedingten Haarausfall, indem es die Schilddrüsenhormonproduktion stimuliert.

    Vitamin B12 spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Patienten mit einer Hypothyreose haben eine hohe Wahrscheinlichkeit einen Vitamin B12-Mangel zu entwickeln, was wiederum zu Haarausfall führen kann, da Vitamin B12 die Zellteilung in den Haarfollikeln durch Bereitstellung/Bildung von sauerstoffreichen roten Blutkörperchen unterstützt.

  3. Anwendung von kaltgepresstem Rizinusöl

    Die regelmäßigen Anwendung (2-3/Woche) von kaltgepresstem Rizinusöl auf den Augenbrauen- und Wimpernhärchen sorgt dafür, dass diese gepflegt und gestärkt werden, wodurch sie seltener abbrechen und dichter und länger erscheinen.

Weitere mögliche Ursachen für einen Haarausfall (Wimpern-/Augenbrauenausfall)

Natürlich kann es viele andere Ursachen für einen Wimpern-oder Augenbrauenausfall geben. Hierzu gehören verschiedene Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Stress, Entzündungen der (Kopf-) Haut und Kaloriendefizite durch Mangelernährung im Rahmen von Diäten. Auch die genetische Prädisposition spielt eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem Haarwachstum. Bei fehlendem Anhalt für einen Hypothyreose-bedingten Haarausfall lohnt sich daher ein Blick über den Tellerrand.

Quellen: