Dr.KIANA SHAHRYARI

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Die Rolle von Vitamin D, Vitamin B12 und oxidativem Stress bei Hashimoto Thyreoditis

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Was ist die Hashimoto-Thyreoditis ?

Bei der Hashimoto-Thyreoditis handelt es sich um eine autoimmunbedingte Entzündung des Schilddrüsengewebes. Im Anfangsstadium bleibt die Erkrankung meist asymptomatisch - erst im Spätstadium führt sie durch eine T-Zell-Lymphozyten vermittelte Zerstörung des Schilderüsengewebes zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

Zur Sicherung der Diagnose werden neben der Bestimmung der  Schilddrüsenhormone und der Sonographie der Schilddrüse auch spezifische Antikörper bestimmt: Die TPO- (Thyreoperoxidase-) Antikörper sind etwa bei 90 Prozent der betroffenen Patienten erhöht, die Tg-(Thyreoglobulin) Antikörperbei etwa 50 Prozent der Betroffenen.

Frauen sind deutlich häufiger von der Hashimoto Thyreoditis betroffen als Männer. Die genaue Pathogenese der Erkrankung konnte bislang nicht ganz geklärt werden: ein Zusammenspiel aus Genetik, Geschlecht – angenommen wird das Östrogene die Krankheitsentstehung begünstigen – und verschiedensten  Unwelteinflüssen werden in diesem Zusammenhang angenommen. 

Die Rolle von Vitamin D, Vitamin B12 und oxidativem Stress bei Hashimoto Thyreoditis

Zu den Umwelteinflüssen, die zur Entstehung der Hashimoto-Thyreoditis beitragen, zählen Stress, Infektionen (insbesondere Hepatitis C), Immunrekonstruktionssyndrome sowie der Mangel an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen.

Verschiedenste Studien konnten einen Zusammenhang zwischen dem Mangel an Vitamin D, Vitamin B12 sowie Selen und der Hashimoto-Thyreoditis nachweisen:

Eine retrospektive Studie mit 130 Probanden konnte eine negative Korrelation zwischen der Konzentration von Vitamin D bzw. Vitamin B12 sowie den TPO-Antikörpern aufzeigen: Je niedriger der Vitamin D - bzw Vitamin B12-Spiegel der Patienten war, desto höher war die TPO-Antikörper-Konzentration dieser Patienten. Im Umkehrschluss konnten bei Patienten mit ausgeglichenem Vitamin - Spiegel niedrigere TPO-Antikörperkonzemtrationen nachgewiesen werden.

In einer weiteren randomisierten klinischen Studie konnte bei 42 Patientinnen, die über drei Monate wöchentlich 50000 IE Vitamin D Einnahmen, eine im Vergleich zum Studienbeginn sowie im Vergleich zur Placebogruppe deutliche Reduktion der Tg-Antikörper gezeigt werden.

Auch die Rolle von oxidativem Stress bei der Manifestation der Hashimoto Thyreoditis konnte in verschiedenen  Studien belegt werden: Als oxidativen Stress bezeichnet man eine Stoffwechsellage, die durch eine hohe Konzentration reaktiver Sauerstoffverbindungen, sogenannten freien Radikalen, gekennzeichnet ist. 

Ein solcher Überhang an freien Radikalen kann durch Infektionen, chronische Erkrankungen (wie z.B Diabetes), vermehrtem Alkoholkonsum, Rauchen, unausgewogener Ernährung (beispielsweise durch übermäßigem Zuckerkonsum), psychischem und körperlichen Stress sowie Schlafmangel entstehen.

So konnte in einer randomisierten kontrollierten Studie mit 67 Patientinnen mit Hashimoto Thyreoditis durch ein achtwöchiges Stessmanagement eine signifikante Reduktion der Tg-Antikörper-Konzentration erreicht werden.

Was können wir tun? 

Bei einer Hashimoto-Thyreoditis ist eine dauerhafte Substitutionstherapie mit L-Thyroxin notwendig. Die Dosis der Substitutionsmedikation darf unter Anleitung des behandelnden Arztes jedoch nur schrittweise erhöht werden, da ansonsten kardiale Nebenwirkungen möglich sind.

Die Schilddrüsenparameter (insbesondere TSH), sollten trotz Vorliegen einer Euthyreose (“normalen” Schilddrüsenfunktion) lebenslang kontrolliert werden, da das Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) mit dem Alter immer weiter abnimmt.

Zusätzlich gibt es einige Dinge, die wir selbst unternehmen können, um sowohl präventiv als auch nachsorglich gegen die Hashimoto Thyreoditis vorzugehen:

  1. Substitution von Vitaminen und Spurenelementen.

    Entsprechend verschiedener Studien wirkt die Substitution von Vitamin D, Vitamin B12 und Selen positiv auf die Hashimoto Thyreoditis aus, wenn ein Mangel vorliegt.

    Entsprechend der Angaben des Robert Koch Instituts (RKI) ist ein Vitamin D-Spiegel zwischen 20-<30 ng/ml (= 50-<75 nmol/l) anzustreben. Begonnen werden kann initial mit 1000IE Vitamin D pro Tag. Bei vorbestehend sehr niedrigen Vitamin D-Spiegeln oder Vorliegen einer Vitamin D-Resistenz kann die Einnahme von 20000 IE Vitamin D erwogen werden. Die genauen Dosierung und Abstände der Einnahme sollten individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

    Bei Vitamin B12 kann die Substitution als Injektion, in Tabletten oder Tropfenform erfolgen: Aktuell werden von der Deutschen Gesell­schaft für Ernährung (DGE) 4,0 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tag für Erwachsene empfohlen (der Tagesbedarf für Schwangere und Stillende ist höher). Bei Vitamin B12-Mangel können jedoch deutlich höhere Dosierungen notwendig sein. Hier liegen die Referenzwerte zwischen 100-500 Mikrogramm/Tag und sollten mit dem behandelnden Arzt individuell abgesprochen werden.

    Selen, welches notwendig für die Umwandlung des inaktiven Schilddrüsenhormons T4 in die aktive Form T3 ist, sollte ebenfalls supplementiert werden: Einen positiven Effekt auf den Antikörpertiter soll Selen laut Literatur bei Hashimoto-Patienten gezeigt haben, die 200 Mikrogramm Selen pro Tag als Drei-Monats-Kur einnahmen. Da 200 Mikrogramm pro Tag eine hohe Dosis darstellen und eine Überdosierung von Selen ernsthafte Nebenwirkungen mit sich bringen kann (von Gelenkschmerzen, Haarausfall, Zahnproblemen bis Sehstörungen), sollte die genaue Dosierung unbedingt vor Beginn der Seleneinnahme mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

  2. Änderungen des Lebensstils

    Da der Mensch durch seine Lebensweise einen großen Teil des oxidativen Stresses selbst verursacht, wird eine Lebensstiländerung empfohlen:

    Stress vermeiden! Klingt banal, ist aber von essentieller Bedeutung: Autogenes Training oder Meditation beispielsweise stellen effektive Methoden zur Stressbewältigung dar.

    Auch die Ernährung sollte angepasst werden. Schwarzkümmel beispielsweise hat in einer randomsierten klinischen Studie mit 40 teilnehmenden Probanden einen positiven Wirkung auf den oxidativen Stress bei Hashimoto Patienten gezeigt: Im Vergleich zur Placebogruppe zeigten die Patienten, die Schwarzkümmel-Pulver verzehrten, nach acht Wochen eine signifikante Reduktion des TSH sowie der TPO-Antikörper-Titer.

Quellen: